
11.12.2019
Mehr sparen, aber auf einfache Art: CEE-Sparer bleiben bei Bewährtem trotz Inflationsverluste
- In CEE wird heute pro Monat mehr Geld gespart oder investiert als vor fünf Jahren
- Die monatliche Sparleistung ist im Allgemeinen höher als der Betrag, der für Freizeitausgaben wie Restaurantbesuche, Alkohol oder Tabak ausgegeben wird
- Trotz des niedrigen Zinsniveaus nutzen die Menschen in CEE für das Anlegen eines Notgroschens oder die Altersvorsorge nach wie vor herkömmliche Sparprodukte
- Die in CEE generelle Risikoscheu bei Anlageprodukten erklärt sich auch dadurch, dass viele Menschen sich über Finanzthemen nicht ausreichend informiert fühlen
Obwohl In allen Ländern Zentral- und Osteuropas (CEE) war der Betrag, der monatlich gespart oder angelegt werden konnte, 2019 höher als vor fünf Jahren. Mehr gespart werden konnte vor allem dank gestiegener Haushaltseinkommen, neuer Arbeitsplätze und der stärker empfundenen Notwendigkeit, für Notfälle vorzusorgen – dies waren jedenfalls die wichtigsten Gründe, die im Rahmen der jüngsten von der Erste Group beauftragten IMAS-Umfrage von den Befragten genannt wurden.
Die Sparmeister der CEE-Region waren auch 2019 wieder die Österreicher, die im Durchschnitt pro Monat EUR 259 zur Seite legten, gefolgt von den Slowaken (EUR 111) und den Tschechen (EUR 106), wie aus der von IMAS in Österreich, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Serbien, Kroatien und Rumänien durchgeführten Umfrage hervorgeht. Die Tschechen, die Rumänen und die Österreicher verzeichneten in den letzten fünf Jahren mit jeweils einem Plus von knapp 40% auch den höchsten Anstieg der monatlichen Sparsumme. Im Gegensatz dazu ist der Anstieg der Sparleistung in den vergangenen fünf Jahren in Kroatien (monatl. Sparsumme in 2019: EUR 62) und Serbien (EUR 40) mit einem Plus von 5% bzw. 14% am geringsten ausgefallen.
Es wird monatlich mehr Geld gespart und veranlagt als in der Freizeit ausgegeben
Laut Eurostat-Daten für das Jahr 2018 geben die Menschen in CEE monatlich am meisten zur Abdeckung ihrer Grundbedürfnisse – Wohnen, Bekleidung, Lebensmittel und Verkehr – aus. Danach folgen gleich an der vierten oder fünften Stelle der Ausgaben, die Sparer aus ihrem verfügbaren Einkommen bestreiten, in allen sieben erfassten Ländern das Sparen und Anlegen. In der gesamten Region legten die Sparer monatlich mehr Geld zur Seite, als sie für Freizeitvergnügen wie auswärts essen, Alkohol, Tabak oder Medien ausgaben.
Der in CEE hohe Stellenwert des Sparens ist jedoch keine Überraschung, da in allen Ländern – und insbesondere in Südosteuropa – eine deutliche Mehrheit der Befragten angab, Geld zur Seite zu legen hätte hohe Priorität. Acht von zehn Kroaten und Rumänen bezeichneten Sparen oder Investieren als „sehr wichtig“ oder „eher wichtig“. Ähnlich antworteten auch die Tschechen, die Slowaken und die Österreicher. In Serbien wurde diese Meinung am wenigsten stark vertreten, doch selbst dort gaben nahezu sieben von zehn Befragten an, dass Geld zur Seite zu legen sehr oder eher wichtig sei.
Peter Bosek, Privatkundenvorstand der Erste Group, warnt davor, bei der langfristigen finanziellen Vorsorge zu sehr auf klassiche Sparprodukte zu setzen: „Weil sie sich beim Veranlagen zu sehr auf Sparbücher konzentrieren, haben Bankkunden in Österreich aufgrund der Inflation und der nahezu nicht existenten Sparzinsen allein im letzten Jahr den Gegenwert von fast 5 Milliarden Euro verloren – das entspricht einer Negativrendite von 1,6 Prozent. In Tschechien, der Slowakei und Ungarn hat sich der vergleichbare „Verlust“ für Sparer 2018 auf insgesamt rund 3 Milliarden Euro belaufen.“
Bosek weiter: „Vor genau 200 Jahren stellte die Erste ihrer allerersten Kundin ein Sparbuch aus und half ihr damit, im Lauf ihres Lebens zu Wohlstand zu gelangen. Angesichts eines europäischen Zinsniveaus, das in den kommenden fünf bis zehn Jahren weiterhin extrem niedrig oder sogar negativ sein wird, sollten die Menschen in unserer Region jedoch nicht mehr so intensiv auf einfache Sparprodukte setzen. Sie sollten sich stattdessen nach anderen Möglichkeiten zur Erhaltung der Kaufkraft ihrer Ersparnisse umsehen. Tun Sie das nicht, wird es ihnen immer schwerer fallen, finanziellen Wohlstand zu erreichen und diesen auch im Alter zu erhalten.
In CEE stehen die Menschen den Finanzmärkten immer noch skeptisch gegenüber
Die Investmentkultur hat in CEE in den letzten Jahren durchaus Fortschritte gemacht, doch die Bereitschaft der Menschen in der Region, ihre Ersparnisse aktiv zu investieren, ist nach wie vor unterentwickelt, insbesondere im Vergleich zu den USA, dem Vereinigten Königreich oder Skandinavien. Selbst in jenen CEE-Ländern, in denen die Befragten am ehesten Interesse an Kapitalanlagen zeigten (Slowakei, Rumänien und Tschechien), gab nur jeder Fünfte an, wegen der niedrigen Zinsen auf Einlagen und Sparguthaben auch tatsächlich Aktien, Wertpapiere, Fonds oder Anleihen erworben zu haben.
Seit 2014 ist die Bereitschaft der Umfrageteilnehmer, in Aktien oder Anleihen zu investieren insbesondere in Tschechien, der Slowakei, Rumänien und Serbien gestiegen, in Ungarn und vor allem in Kroatien aber zurückgegangen. Auch wenn diese Form der finanziellen Vorsorge in den letzten Jahren einen allgemeinen Aufschwung erlebt hat, ist sie doch weniger populär als der Abschluss von Lebensversicherungen, die Weitergabe von Geld an Kinder oder andere Familienmitglieder, der Kauf einer Wohnung, das Halten von langfristigen Einlagen oder selbst das Belassen von Ersparnissen auf dem Girokonto.
Hinsichtlich des Nutzens einer Investition in Aktien, Wertpapiere, Anleihen oder Fonds nahmen die meisten CEE-Befragten eine neutrale Haltung ein. Allerdings war in allen CEE-Ländern mit Ausnahme Kroatiens der Anteil jener, die solche Investments als „sehr oder eher positiv“ beurteilen, höher als jener, die sie als „sehr oder eher negativ" betrachten. Am positivsten gegenüber solchen Kapitalanlageprodukten waren die Rumänen eingestellt (42% sahen sie als „sehr oder eher positiv“), gefolgt von den Serben (31%), Slowaken (28%) und Tschechen (27%). Allerdings war der Prozentsatz der positiv Eingestellten wesentlich höher als der Anteil jener, die tatsächlich Aktien oder Anleihen gekauft haben.
Die CEE-Sparer sind risikoavers und fühlen sich über Anlagemöglichkeiten unzureichend informiert
In allen von der Umfrage erfassten Ländern bezeichnete sich eine beträchtliche Mehrheit der Erwachsenen (zwischen 65% in der Slowakei und 85% in Kroatien) hinsichtlich der Entscheidung über eine Veranlagung ihrer Ersparnisse als „sehr oder eher sicherheitsbewusst“. Hingegen erklärte im Durchschnitt nur jeder zehnte Befragte im CEE-Raum, er sei „sehr oder eher bereit“, zur Erzielung hoher Erträge Risiken einzugehen und damit das Risiko möglicher Verluste zu tragen.
In CEE lag der Anteil der Menschen, die erklärten, sie könnten mit Anlageprodukten (Aktien, Fonds, Anleihen) eine Menge Geld verlieren höher als der Anteil jener, die solche Produkte als Möglichkeit sahen, zu viel Geld zu kommen. Der Prozentsatz jener, die das Potenzial von Anlageprodukten positiv sahen, war in CEE von Land zu Land stark unterschiedlich: Er reichte von nur 12% in Kroatien bis zu 50% in Tschechien, wobei 42% der Slowaken und 57% der Rumänien Investmentprodukte für eine gute Alternative zu Sparkonten hielten. Mehr Konsens bestand in der Region hinsichtlich der schweren Verständlichkeit von Investmentprodukten: Ein Drittel bis zur Hälfte der in den einzelnen Ländern Befragten (von 33% in Ungarn bis 53% in Rumänien) teilten diese Ansicht.
Mehr Finanzwissen ist eine Vorbedingung für die nachhaltige Steigerung von Wohlstand
Das weit verbreitete Gefühl, Investmentprodukte seien komplex und riskant, spiegelte sich in der negativen Selbsteinschätzung, die viele Menschen in CEE von ihrem eigenen Finanzwissen haben. In Ungarn, Rumänien und Serbien bezeichneten vier von zehn der Befragten ihr Wissen über Finanzthemen und Bankprodukte als „unzureichend“ oder „sehr unzureichend“. Am stärksten waren die Gegensätze in Rumänien, wo mehr als ein Drittel der Befragten sich in Finanzdingen als „sehr gut informiert“ oder “gut informiert“ beurteilte. Damit lagen die Rumänen gleichauf mit den Vorzugsschülern in Sachen Finanzbildung in Tschechien und der Slowakei, wo sich zwischen 35% und 39% der Erwachsenen als „gut informiert“ bezeichneten und weniger als 14% meinten, über eine ungenügende Finanzbildung zu verfügen.
Peter Bosek unterstreicht den Stellenwert von Finanzbildung: „Bei der Erste betrachten wir es als unsere Aufgabe, unseren Kunden zu helfen, ein gesundes Finanzleben zu führen. Um dieses Ziel zu erreichen, benötigen die Menschen fundierte Kenntnisse über den vernünftigen Umgang mit Geld – einschließlich des Wissens um Anlagemöglichkeiten. Wir betrachten Finanzbildung als ein wesentliches Mittel, mit dem wir den Menschen in unserer Region helfen können, nachhaltig Wohlstand zu erreichen. Aus diesem Grund haben wir in allen Märkten, in denen wir tätig sind, Finanzbildungsprogramme gestartet.“