19.12.2025
Verlängerung des Mikrokredits für Menschen in der Arbeitslosigkeit bis 2030
- Seit der Corona-Pandemie hat sich die Nachfrage nach Mikrokrediten verdoppelt. Es wird erwartet, dass die Bedeutung des Programms weiter zunimmt.
- Der Mikrokredit besteht seit 15 Jahren und hat seit Anfang 2011 rund 1.120 Gründungen mit EIF-Haftung mit einem Volumen von 13,8 Mio. € ermöglicht.
- Das Programm richtet sich an arbeitslose Personen, darunter auch Menschen mit Migrationshintergrund oder Behinderung, und bietet eine wichtige Brücke in die Selbstständigkeit.
Im November waren nahezu 400.000 Menschen in Österreich arbeitslos gemeldet. Das Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz sowie Erste Bank und Sparkassen setzen nun die Initiative „Der Mikrokredit“ bis 2030 fort, die Menschen in der Arbeitslosigkeit den Einstieg in die Selbstständigkeit erleichtert.
„Der Mikrokredit ist mehr als eine Finanzierung – er ist ein Sprungbrett in eine neue Zukunft. Hinter jedem Mikrokredit steht eine persönliche Geschichte, eine Vision von Selbstständigkeit und ein Neuanfang. Gemeinsam mit dem Sozialministerium und dank der Unterstützung des Europäischen Investitionsfonds schaffen wir Perspektiven für Menschen, die den Mut haben, ihre Ideen umzusetzen. Uns geht es darum, die finanzielle Gesundheit Österreichs zu stärken“, sagt Gerda Holzinger-Burgstaller, Vorstandsvorsitzende der Erste Bank Oesterreich.
„Das Mikrokreditprogramm ist seit 2010 ein wirksames Instrument zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und zur Förderung nachhaltiger Selbstständigkeit. Menschen bekommen damit wieder Perspektiven, erwirtschaften Einkommen und schaffen Arbeitsplätze – oft schon nach kurzer Zeit zumindest eine zusätzliche Teilzeitstelle. Das Mikrokreditprogramm ist weit mehr als die Vergabe eines Kredits. Die begleitende Beratung zu Finanzplanung, Kostenrechnung und Buchhaltung ist für viele der entscheidende Erfolgsfaktor. Sie schafft Stabilität, Sicherheit und langfristige Tragfähigkeit. Dass das Programm in unterschiedlichsten Branchen wirkt – vom Handwerk über Dienstleistungen bis zu innovativen Geschäftsmodellen – zeigt, wie breit und flexibel dieses Instrument einsetzbar ist. An dieser Stelle möchte ich die langjährige, verlässliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Erste Bank ausdrücklich hervorheben. Seit vielen Jahren tragen die Erste Bank und der Sparkassensektor gemeinsam mit dem Europäische Investitionsfonds maßgeblich dazu bei, dass das Mikrokreditprogramm in dieser Quantität und Qualität umgesetzt werden kann“, sagt Bundesministerin Korinna Schumann, Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.
Seit der Corona-Pandemie hat sich die Nachfrage nach Mikrokrediten verdoppelt. Waren es vor 2019 70 bis 80 Anfragen pro Jahr, sind es heute durchschnittlich 150 Antragsstellende. Angesichts des aktuell herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds und der Situation am Arbeitsmarkt wird davon ausgegangen, dass die Bedeutung des Programms weiter zunimmt. Der Mikrokredit besteht seit 15 Jahren und unterstützt Menschen in der Arbeitslosigkeit beim Schritt in die Selbstständigkeit. Seit dem Start der Initiative Anfang 2011 wurden rund 1.120 Gründungen ermöglicht – im Schnitt alle drei Tage. Insgesamt haben sich bisher etwa 3.340 Personen registriert, um den Weg in die Selbstständigkeit vorzubereiten. Es soll ein langfristiger und nachhaltiger Einstieg in die Selbständigkeit ermöglicht werden. Kund:innen sollen ihr Business beständig und perspektivisch führen können.
So kommt man zum Mikrokredit
Viele Antragstellende erfahren über die Wirtschaftskammer oder das Unternehmensgründungsprogramm des AMS vom Mikrokredit. Dort wird das Programm als mögliche Unterstützung vorgestellt, wenn sich im Zuge der Businessplanerstellung ein Finanzierungsbedarf zeigt. Nach Einreichung der erforderlichen Unterlagen folgt ein Hearing, an dem Expert:innen der Erste Bank und Sparkassen* sowie eine vom Bundesministerium beauftragte Agentur teilnehmen. Auf Grundlage der eingereichten Dokumente und des Gesprächs entscheiden die Spezialisten anschließend über die Kreditvergabe. Damit Bewerber:innen aus ganz Österreich teilnehmen können, werden Hearings sowohl in ausgewählten regionalen Sparkassen als auch online angeboten. Nach der Kreditvergabe begleitet die ASEP die Gründer:innen bis zu einem Jahr lang bei unternehmerischen Fragen.
Eckdaten der Finanzierung
Der maximale Kreditbetrag liegt seit 2022 bei 15.000 Euro und berücksichtigt damit die aktuelle wirtschaftliche Lage. Die Laufzeit beträgt weiterhin fünf Jahre, davon sechs Monate tilgungsfrei. Der Zinssatz orientiert sich am aktuellen 3-Monats-EURIBOR zuzüglich einer Marge von 3 Prozent als Fixzinssatz. Sicherheiten sind nicht erforderlich, da die Garantie des Europäischen Investitionsfonds (EIF) das Risiko absichert und somit den Zugang für Gründer:innen erleichtert.
Risikoteilung mit European Investment Fund
Unterstützt werden Erste Bank und Sparkassen bei der Vergabe von Mikrokrediten durch den European Investment Fund (EIF) innerhalb des EU-Programms InvestEU. Die Ausfallsgarantie des EIF stellte eine wesentliche Starthilfe für das Programm dar. Die Ausfallsquote der Rückzahlungen liegt konsequent bei unter 20 %, derzeit bei 12 %. Durch die Ausfallsgarantie des EIF werden die tatsächlichen Risikokosten jedoch auf unter die Hälfte gedrückt.
Vielfältige Gründer:innen und Branchen
Die Initiative richtet sich in erster Linie an Menschen in der Arbeitslosigkeit, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen möchten. Dazu zählen auch Menschen mit Migrationshintergrund oder Behinderung. Rund 42 Prozent der Mikrokredite wurden an Frauen vergeben, was die breite Zielgruppe und die Vielfalt der Gründer:innen unterstreicht. Viele Gründer:innen verfolgen das Ziel, sich langfristig selbstständig zu machen und mehr Selbstbestimmung zu erreichen. Die Geschäftsideen reichen von traditionellen Berufen wie Taxi, Mechanik, Physiotherapie und Kosmetik bis hin zu neuen Bereichen wie App-Entwicklung, E-Mobilität oder Online-Handel. Ergänzt wird dieses Spektrum durch Dienstleistungen in Beratung, KI, Online-Tools, Marketing sowie Webdesign und Möbelhandel.
Nähere Informationen und Beratung zum Mikrokredit unter dermikrokredit.at.
* Kärntner Sparkasse AG, Sparkasse Oberösterreich Bank AG, Salzburger Sparkasse Bank AG, Tiroler Sparkasse Bank AG und Dornbirner Sparkasse Bank AG; unterstützt durch die Wiener Städtische Versicherung AG - Vienna Insurance Group. Durch die Teilnahme regionaler SPK ist gewährleistet, dass Hearings mit Bewerber:innen aus ganz Österreich erfolgen können, wobei durch Online-Hearings eine Abdeckung auch überregional erfolgt.