Gemeinwohlfinanzierung
Das Projekt „Gemeinwohlfinanzierung“ von Corporate Archives widmet sich der Frage, wie sich der historische Unternehmenszweck von Erste Bank und Sparkassen – das Gemeinwohl – konkret in der Praxis niedergeschlagen hat. Aufbauend auf einer Pre-Study soll in einem umfassenden Grundlagenforschungsprojekt untersucht werden, in welcher Form die Sparkassen seit ihrer Gründung bis heute Gemeinwohlfinanzierung betrieben haben.
Vom Gründungsgedanken zur modernen Gemeinwohlorientierung
Die Sparkassenidee war von Beginn an gemeinwohlorientiert. Schon in den Gründungsstatuten wurde festgelegt, Gewinne für gemeinnützige Zwecke zu widmen. Im 19. Jahrhundert trugen Sparkassen entscheidend zur Förderung kommunaler Infrastrukturen bei und wirkten als Motor des Übergangs in eine moderne Gesellschaft. Die Krisen und Katastrophen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schränkten diese Tätigkeiten stark ein; erst ab den 1950er-Jahren konnten wieder substanzielle Beiträge zum gesellschaftlichen Aufbau geleistet werden.
Mit den gesetzlichen Veränderungen 1979 wurde das Gemeinnützigkeitsprinzip formal aufgehoben. Dennoch blieben Sparkassen in der Praxis gemeinwohlorientiert, was mit der Gründung der Erste Stiftung (2003) und weiterer Sparkassenstiftungen sowie mit der Zweiten Sparkasse neue Sichtbarkeit erhielt. Heute versteht sich die Erste Group verstärkt als „Financial Health Company“ und Corporate Citizen, deren Selbstverständnis weiterhin eng mit der Idee des Gemeinwohls verbunden ist.
Forschungsperspektive und gesellschaftliche Relevanz
Das Forschungsprojekt verfolgt das Ziel, diese Entwicklung systematisch aufzuarbeiten. Im Zentrum stehen die Erschließung und Digitalisierung von Archivbeständen wie Jubiläumsschriften, Geschäftsberichten und der Sparkassen-Zeitung sowie die Auswertung externer Quellen (u. a. ÖNB, weitere Archive). Das Projekt ist ergebnisoffen angelegt und kombiniert Quellenarbeit mit gesellschaftsgeschichtlicher Einordnung.
Das Projekt leistet damit nicht nur einen Beitrag zur Unternehmensgeschichte, sondern auch zur Reflexion aktueller Fragen rund um Purpose, ESG und die Rolle der Erste Group als gesellschaftlich verantwortliche Akteurin.