„Was mich antreibt ist Bewegung."

Im Dialog mit Eszter Udvarhelyi

Eszter Udvarhelyi ist Strategie- und Business Development-Expertin im Bereich Corporate Banking.

Sie weiß aus eigener Erfahrung, dass das Leben ständig im Wandel ist und einer Neuorientierung bedarf. Nach ihrer Kindheit in Ungarn und der Tschechischen Republik kam sie nach Wien, um ihr Studium abzuschließen. Später arbeitete sie für die Erste Group in Serbien und Ungarn, bevor sie einige Jahre in Shanghai, China, verbrachte. Nun ist sie seit mehreren Jahren fix in Wien und arbeitet zusammen mit ihrem Team an Themen wie ESG, Digitalisierung, Einsatz künstlicher Intelligenz für Geschäftsunterstützung sowie Strategieentwicklung und -umsetzung mit Fokus Firmenkund:innen. In ihrer Freizeit verbringt Eszter gerne Zeit mit ihrer Familie, einschließlich ihrer zwei aufgeweckten Kinder, und läuft regelmäßig.

Liebe Eszter, woher kommst du?

Ich bin sehr international aufgewachsen und habe in vielen verschiedenen Ländern gelebt. Ich habe ungarische Wurzeln, bin in Tschechien aufgewachsen, habe in Wien studiert und ich habe eine Zeit in Serbien und Ungarn gearbeitet.

Eine sehr spannende Zeit habe ich außerdem mit meinem Mann und meinen zwei Kindern erlebt, als wir in Shanghai gelebt haben. Das war eine tolle Erfahrung und ich habe sehr viel mitgenommen. Ich bin in eine völlig neue Welt gegangen als ich gerade schwanger war - also zu einem Zeitpunkt, an dem sich für mich sowieso schon sehr viel verändert hat. Das hat mich sehr geprägt. 

Was ist dir wichtig?

Bewegung. Und zwar auf ganz verschiedenen Ebenen. Kulturell, im Alltag, im Denken. Ich bewege mich gerne: ich laufe, wandere, nehme an Marathons teil. Bewegung ist für mich essentiell.

Bei der Erste arbeite ich an ganz verschiedenen Themen, die auch gerade viel Entwicklung und Wandel erleben (ESG, Data Analytics, Digitalisierung inklusive Einsatz von KI in den Geschäftsprozessen). Auch diese Vielfalt bedeutet Bewegung für mich.

Was mich damals in Shanghai fasziniert hat, war die Verbindung von lokaler, chinesischer Kultur mit Internationalität und Weltoffenheit. Das hat mich begeistert. Was ich dort mitgenommen habe war: Man kann sich in jedem neuen Kontext zurecht finden, wenn man sich darauf einlässt. 

Was bedeutet Bewegung für dich?

Bewegung bedeutet Freiheit. Die habe ich gefunden im Pendeln zwischen verschiedenen Ländern und Kulturen. Aber auch im Sport und insbesondere beim Laufen. Ich laufe gerne und viel und inzwischen auch Marathon (Strasse oder noch lieber am Berg).

Bewegung ist aber auch ein Thema bei meiner Arbeit. Es bedeutet Flexibilität beim Denken und einen Schwung hin zu neuen Aufgaben. Die strategische Ausrichtung eines Unternehmens bzw. eines Kundenbereiches bedarf guter Planung aber auch Weitsicht und Innovation; sie wird von vielen Faktoren außerhalb und innerhalb des Unternehmens beeinflusst. Da ist es wichtig sich auf neue Themen, Herangehensweisen und Ideen einzulassen. Zusätzlich geht eine gute Strategie Hand in Hand mit einer starken Umsetzung. Wie Moris Chang, Gründer der Taiwan Semiconductor Manufacturing schon gesagt hat: “Without strategy, execution is aimless. Without execution, strategy is useless.”

Bewegung hilft mir auch, Gedanken, Ideen zu ordnen, aus einer anderen Perspektive auf die Dinge zu schauen und aus der Komfortzone herauszukommen. 

Wie wird man sichtbar?

Indem man sich traut anders zu sein.

Ich finde, es ist ein Vorteil anders zu sein. Du bringst eine Story mit und die kannst du erzählen. Diese Einstellung beeinflusst mich von der Kindheit an.

Mein Nachname ist lang und schwierig und irgendwie hat mir das oft geholfen. Viele können sich ihn nicht sofort merken, müssen nachfragen und zum Schluss bleiben wir oft einfach bei Eszter. Das ist schon ein Unterscheidungsmerkmal. Anderssein ist ein USP.

Ich war oft in Kontexten, in denen ich sowieso aufgefallen bin (einzige Ungarin in einer tschechischen Schulklasse oder im Vergleich zu den Westeuropäischen-Expats eine der wenigen Osteuropäerinnen in Asien, die noch dazu aus Wien kommt) und da habe ich beschlossen, das für mich zu nutzen. Gerade die Diversität verstärkt das Gemeinsame und ermöglicht einen guten Austausch und Lösungsfindung.

Was bedeutet dir Zugehörigkeit?

Ich glaube an Ähnlichkeit im Anderssein. Wir haben viel gemeinsam, auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick oft nicht so scheint. Wenn man miteinander redet - und das wird immer wichtiger - entdeckt man eigentlich immer Gemeinsamkeiten.

Darauf kann man bauen und aus einer gemeinsamen Basis ausgehend vielfältige Dinge entwickeln.
 

Wie ist deine Verbindung zum Frauennetzwerk der Erste Group "Erste Women's Hub"?

Ich habe mich 2016 für das Mentoring-Programm beim Erste Women's Hub beworben. Es war ein tolles Programm und ich bin dort zum ersten Mal mit Manager:innen tiefergehend ins Gespräch gekommen. 

Ich war damals in einem strategischen Team im Corporate und meine Mentorin war Leiterin in der Retail-Strategie. Ich habe von ihr unfassbar viel gelernt, teilweise ganz praktische Dinge: Wie präsentiert man/frau (sich) in einem Meeting? Wie vertritt man seine Meinung? 

Was ich in dieser Zeit gelernt habe, begleitet mich immer noch in meinem beruflichen Alltag.
 

Was kannst du anderen mitgeben?

Es ist wichtig, mitzumachen und manchmal muss man sich trauen zu sagen: Ich würde gerne dabei sein. Oder: Das interessiert mich.

Leider passiert es immer noch, dass man/frau übersehen wird, obwohl es total wichtig ist, dabei zu sein. Man muss dann selbst aktiv werden und muss es einfach machen! Oft müssen neue Wege gefunden werden und sich selber auch ein bisschen zwingen, ins kalte Wasser zu springen und zu schwimmen. Meine Erfahrung ist, es lohnt sich immer!

Wohin gehst du?

Ich habe vor ca. einem Jahr eine Stabsstelle bei Ingo Bleier, Corporates and Markets Vorstand übernommen und beschäftige mich dort mit vielen verschiedenen Themen, die die Corporate Banking Welt derzeit stark beeinflussen und zukünftig verändern werden. Wir haben viel vor!

Nach wie vor ist mir wichtig, sowohl mein Team als auch mich persönlich und fachlich weiterzuentwickeln. Ich nutze daher viele der internen, aber auch externen Weiterbildungsangebote der Erste und ermutige mein Team dasselbe zu tun. 

Auch hier ist mir das Thema Bewegung und Weiterentwicklung wichtig. 

Danke für das Interview, liebe Eszter.